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Ventildeckeldichtung aus Silikon - Motorschaden...

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5 Jahre 4 Monate her - 5 Jahre 4 Monate her #2191 von NicoKiefer
Hallo,

ich möchte von einem weiteren Unglück berichten. Ich denke es geht alle Modelle etwas an, deswegen die übergreifende Einstellung dieses Themas.

Als Hochzeitsfahrzeug wollten wir natürlich meinen Brezelkäfer nehmen, den ich im letzen Jahr fertig gestellt und mit nach Hessisch Oldendorf genommen habe. Dafür wurde er noch mal richtig schön gewaschen und konserviert und sollte in der vergangenen Woche noch einmal eine Testfahrt absolvieren.

Nach einigen Kilometern Fahrt leuchtete die Öldruckkontrolle in voller Fahrt auf. Da ich aufgrund der Verkehrssituation auf der Bundesstraße nicht sofort anhalten konnte, musste ich noch ein kleines Stück weiterfahren um aus dem Verkehr zu geraten. Im letzten Jahr hatte ich schon mal eine defekte Öldruckkontrolle, daher hatte ich zunächst nicht zu große Vorbehalte. Festzustellen war nach dem Anhalten allerdings, dass das gesamte Öl ausgelaufen war. Doch wie konnte es dazu kommen?

Die Qualität der in Handel erhältlichen Ventildeckeldichtungen ist sehr unterschiedlich. Es gibt reine Korkdichtungen und es gibt welche aus einem Kork-Gummi Gemisch. Gerade im Bereich der alten Käfer mit 24,5 und 30 PS Motor haben diese Dichtungen eine miserable Qualität: Die aus reinem Kork sind zu dünn, die aus dem Gemisch sind schlecht geschnitten, im Umfang einige Millimeter zu klein. Um dem zu begegnen haben findige Leute sich ausgedacht, diese Ventildeckeldichtungen aus Silikon herzustellen. Die Vorteile sollte sein: Gute Abdichtung und Wiederverwendbarkeit. Es gibt sie für alle luftgekühlten Motoren.

Da ich dieser Werbung erst einmal vertraut habe, habe ich mich dafür entschieden und von einem bekannten Restaurator und Teileverkäufer für KDF Fahrzeuge aus Polen diese Dichtungen gekauft. Sie sind nicht teuer und die Qualität ist gut, sie haben eine gute Passform. So sieht es erst einmal aus! Denn dadurch, dass die Oberfläche und Konsistenz des Silikon in Verbindung mit dem warmen Motoröl weich und flutschig ist, ist es passiert, dass trotz des hohen Anpressdrucks des Deckels die Dichtung weggeflutscht ist und das Motoröl auslaufen konnte.

Abgesehen davon, dass ich erst einmal Bekanntschaft mit der örtlichen Polizei und Feuerwehr schließen durfte, ist der materielle und finanzielle Schaden ernorm. Gerade die Verschleißteile von Brezelkäfermotoren sind nicht mehr zu bekommen und wenn, dann nur zu sündhaft teuren Preisen. Da kostet allein ein Satz Kolben und Zylinder locker 2000 Euro.

Dieser Motor ist der originale zu meinem Fahrzeug, dessen Innereien waren in einem sehr guten Zustand und vor allem noch im absoluten Nullmaß. Das betraf alle Lager, die Kurbelwelle, Nockenwelle und die Zylinder mit den Kolben, was für einen Motor von 1950 eine Seltenheit sein dürfte. Damit ist es nun wohl vorbei.

Mit Öl aufgefüllt läuft der Motor nun noch, allerdings nicht mehr ganz rund. Das frische Motoröl, das nun stoßweise das Auspuffsystem verlässt, lässt nichts Gutes vermuten. Als Hochzeitswagen konnten wir ihn so nun nicht mehr hernehmen. Wann und ob der Motor wiederhergestellt werden kann/wird ist nicht klar.

Warum schreibe ich das Euch das alles?
Wer nun weiß wie ich meinen revidierten und wertvollen Motor zu Schrott gefahren habe, dem sei das eine Warnung! Eine Warnung vor der Verwendung von Teilen, die nicht der Originalspezifikation von VW entsprechen, wo heutige Ingenieure und Andere dachten, sie seien schlauer als die bei VW damals und irgendwelche nachentwickelten Teile herstellen und in Umlauf bringen. Deren Kasse freut sich, ganz in Gegensatz zu den kleinen Geldbeuteln von Liebhabern, die im Ergebnis kapitale Schäden an ihren liebevoll restaurierten Fahrzeugen haben und nicht wissen, wie sie das wieder in Ordnung kriegen sollen. Denn der Schaden lässt sich nicht auf die Teilehändler abwälzen, man hat diese Teile ja selber in seinem Fahrzeug eingesetzt.

Ziemlich sauer mit dieser Situation, aber Euch freundlich grüßend,
Nico
Letzte Änderung: 5 Jahre 4 Monate her von NicoKiefer.

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  • Hans Müller-Daum
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5 Jahre 4 Monate her #2193 von Hans Müller-Daum
Hans Müller-Daum antwortete auf Ventildeckeldichtung aus Silikon - Motorschaden...
Hallo Nico,
schön das du uns vor den flutschigen Ventildeckeldichtungen aus Silikon gewarnt hast.Schade um deinen schönen Motor.Zum Aufbau eines neuen Motors lassen sich auch kostengünstig die Innereien eines 30PS Industriemotors verwenden.Mittlerweile gibt es dickere Korkdichtungen.Leider habe ich mir nicht die Bezugsquelle gemerkt.Wenn ich diese nicht zur Hand habe nehme ich mir eine für 34-50 PS.Die haben die gleiche Höhe,sind aber länger.Die kürze ich entsprechend ein .Die Stöße werden 45° geschnitten.So lassen sie sich prima einkleben. Das funktioniert sehr gut. Appropo.Ich habe noch Korkdichtungen aus altem Bestand von Dichtungssätzen..Die wurden in mehreren Teilen stumpf verklebt.Die Klebestellen haben sich mittlerweile aufgelöst.
Gruß
Hans Müller-Daum

Glückauf aus Duisburg
Hans Müller-Daum

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  • Cabrio55
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5 Jahre 4 Monate her #2202 von Cabrio55
Hallo Nico,

was für eine blöde Sache mit diesen "neumodischen Dichtungen", tut mir Leid um deinen schönen Motor!

Ich konnte bei den von mir in den letzten 20-30 Jahren erworbenen 25/30PS Dichtungen aus Gummi-Korkmischung noch keine qualitativen Mängel feststellen (vielleicht habe ich aber auch nur Glück beim Kauf der Dichtungen gehabt). In original Dichtungssätzen aus den 50er Jahren habe ich aber schon Ventildeckeldichtungen gefunden die sehr schmal und dünn und daher schlecht abdichtend sind.
Die Ventildeckel-Dichtungen setze ich im übrigen mit einer nicht aushärtenden Dichtmasse ein (Curil K2, honigartige Konsistenz). So hab ich das schon in den 80er Jahren gelernt als wir die Luftgekühlten VW Motoren noch in der Werkstatt hatten. Undichtigkeiten an dieser Stelle kenne ich daher nicht. Diese Dichtmasse verhält sich auch nicht ganz so negativ, sollte man einmal zu viel aufgetragen haben; denn bei zuviel Dichtmasse läuft man Gefahr, dass diese in den Ölkreislauf gelangt und diesen verstopfen kann...

Gruß
Jens

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  • NicoKiefer
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5 Jahre 4 Monate her #2210 von NicoKiefer
Danke für Euren Beistand! Mittlerweile habe ich im Leitfaden auch den Hinweis entdeckt, dass die Korkdichtungen vor dem Eimkleben in warmes Wasser gelegt wurden, damit sie ihre richtige Form zurückerhalten. Das wäre mir mal ein zusätzlicher Versuch wert...

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5 Jahre 4 Monate her - 5 Jahre 4 Monate her #2215 von Administrator
Hallo Nico,
ich wechsele meine Ventildeckeldichtungen jedes Frühjahr (bei ca. 5000 KM/Jahr) beim Einstellen des Ventilspiels. Bei den erhältlichen Ventildeckeldichtungen sind 3 Dinge wichtig: dick, weich und exakte Passform. Diese 3 Kriterien musst du allerdings lange suchen. Ich habe einen ganzen Stapel bei einem Tschechen auf dem MKT gekauft - zwar Repro aber perfekt. Ich behaupte sogar besser als original.
Die Dichtungen klebe ich mit einer beidseitigen dünnen Schicht Reinzosil ein. Verhindert ein verrutschen beim Einbau und dichtet hundertprozentig ab. Beim Wechsel kann man das Dichtmittel im Ventildeckel einfach abziehen, am Zylinderkopf braucht man allerdings stellenweise einen Dreikantschaber. Ist aber kein Problem, es härtet nicht aus.



Mit dem Zeug dichte ich übrigens alles am Ovali ab. Letztens sogar eine rissige Achsmanschette für über 1500 KM.
Gruß
Ralf
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Letzte Änderung: 5 Jahre 4 Monate her von Administrator.

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